Entwicklung
Um der Ablehnung des Wiener Zentralfriedhofs bei der Bevölkerung entgegenzuwirken, musste die Attraktivität des Friedhofs gesteigert werden. Hierfür wurden einige Maßnahmen gesetzt. Zunächst entstanden die Alten Arkaden in der Nähe des Haupttors – als besonders prunkvoller Bestattungsort – sowie die Ehrenhaine, auf denen in weiterer Folge berühmte Persönlichkeiten ihre letzte Ruhe fanden. Unter anderem wurden im Jahre 1888 Ludwig van Beethoven und Johann Strauss vom Währinger Friedhof exhumiert und in Ehrengräbern auf dem Wiener Zentralfriedhof wiederbestattet.
Das Areal wurde zudem laufend durch geschickte Bepflanzungsmaßnahmen verschönert. Der Wiener Zentralfriedhof sollte schon damals den Anspruch einer wichtigen Kultur- und Begegnungszone in Wien erfüllen. Durch die Ehrengräber und die Etablierung edlerer Grabausstattungen inszenierte das wohlhabende Bürgertum immer prunkvollere Trauerfeiern und Begräbnisse. Der seither viel zitierte Begriff der „schönen Leich“, einer Bestattung mit dem Titel „Prachtklasse“, war geboren.
1903 schrieb die Gemeinde Wien einen Wettbewerb für die Erweiterung der baulichen Ausgestaltung des Wiener Zentralfriedhofs aus. Diesen gewann der damals 27-jährige Architekt Max Hegele. Er errichtete bis 1907 das Eingangsportal beim Haupttor sowie die Aufbahrungshallen 1 und 2. Die monumentale Anlage krönte Hegele 1908–1911 mit dem Bau der Friedhofskirche, geweiht nach dem Heiligen Karl Borromäus.
Wussten Sie schon?
Bei der Friedhofskirche spannte Max Hegele einen spektakulären Bogen vom Jugendstil über die alte christliche Baukunst bis hin zu den Grabanlagen der Pharaonen, mit den Säulen, den „Pyramidendächern“ der Türme und mit dem Sternenhimmel unter der Kuppel, welcher auch in Grabkammern des alten Ägypten vorkam. Diese Mischung der Baustile ist wohldurchdacht und macht die Kirche damit zu einem eindrucksvollen Gesamtkunstwerk. Nicht nur Trauerfeiern und heilige Messen, sondern auch Eheschließungen fanden hier schon statt.